St. Andreas Wolfratshausen
Über die Dächer der einstigen Kreisstadt Wolfratshausen hinweg grüßt der aus seinem Grund breit und behäbig herausragende Zwiebelturm der Stadtpfarrkirche St. Andreas als „ruhender Pol in der Erscheinung Flucht“, Land und Leut’ am Zusammenfluss von Loisach und Isar. Eherner Glockenklang erfüllt das Tal der Flüsse von einem Steilhang zum anderen. Wäre dem Turm menschliches Erinnerungsvermögen beschieden, er könnte als Kronzeuge wechselvoller Wolfratshausen Geschicke lebendiger erzählen, als jeder Chronist. Vieles ist im Lauf der Jahrhunderte zu seinen Füßen geschehen, Freudiges und Leidvolles, Friedvolles und Kriegerisches.
Tritt der Besucher zum stillen Verweilen in die heute stilvoll restaurierte Kirche, so muss er sich vergegenwärtigen, dass das Gotteshaus im Wechsel der Stilformen und Bauabschnitte mehr und mehr das geworden ist, was sie heute in ihrem prachtvollen Dekor zu zeigen hat. Die Wolfratshauser Pfarrkirche besitzt mit ihrem Baukörper und ihren Ausstattungsgegenständen interessante Werke heimischen Kunstschaffens des 17. Jahrhunderts.
Baugeschichte
Wann an dieser Stelle im Mittelpunkt des Marktes die erste Kirche - vermutlich war sie noch eine recht bescheidene Holzkirche , möglicherweise mit Steinsockel - erbaut wurde, wird unter dem Schleier der Vergangenheit immer verborgen bleiben. Als der Markt und die Grafschaft 1248 den Wittelsbachern zufielen und damit auch die Pfarrkirche, war die Kirche sicher nicht mehr ursprünglich, sondern bereits als Neu- oder Erweiterungsbau über der früheren Kirche anzusehen.
Eine erste, in Stein gemeißelte Urkunde über die Baugeschichte der Kirche, enthält die östliche Innenseite des Langhausschiffs. Im prägnanten Angaben spätgotischen „Telegrammstils“ werden die denkwürdigen Jahre 1484, 1619 und 1631 genannt. Der genaue Text dieser baugeschichtlichen Inschrift, der zugleich ein Denkmal spätmittelalterlicher Ausdrucksweise darstellt, lautet: “Anno Dom 1484: khirchen vnd thürn erpaut. 1619: khirchen vnd thürn abgebrunen. 1631 khirche vmb ZO (20), vnd thürn 60 werchschüech hecher, vnd völlig erpaut worden.“
Nach diesen Angaben wurde die Kirche 1484 wohl im wesentlichen von Grund auf neu erbaut. Man nimmt an, dass sie nach einer zweijährigen Bauzeit als spätgotische Hallenkirche fertiggestellt war. Weiter vermutet man, dass der Turm infolge der gotischen Bauform als Spitzturm erbaut worden ist. Dies zeigt auch ein Marktfresko (1585) mit der Pfarrkirche im Antiquarium der Residenz in München. Laut einer Aufzeichnung von Vikar Georg Adlers besaß die Kirche patroni St. Andreas Apistolus vier Altäre.
Bereits 100 Jahre später berichten Quellen von einem weitern Kirchenbau, der 1586 wiederum stattlicher und größer als der vorangegangene sein sollte. Im Jahre 1619 wurde dieser bei einem Marktbrand Raub der Flammen.
Der zuerst gefasste Plan, die Kirche auf dem alten Grundriss wieder aufzubauen, wurde alsbald verworfen.
Abbildung der Pfarrkirche um 1585, Marktfresko von Maler Hans Donauer im Antiquarium der Münchener Residenz
Der Plan von 1620 zeigt bereits ein dreischiffiges Langhaus. Die originale Planbeschriftung im Chor gibt an, dass dieser noch verlängert und erhöht werden müsse, womit er bis auf seine Breite ebenfalls dem heutigen Baukörper etnspräche. Seit Juli 1621 leitete der Hofmauerermeister Georg Graf aus München den Neubau. Im September 1626 war die Kirche soweit fertig, dass sie von dem Freisinger Weihbischof Bartholomäus Scholl eingeweiht werden konnte.
Bereits vorher von 1618-1625 wurden der Reihe nach wieder neue Glocken angeschafft:
Die „Große Glocke“ Innschrift: " Zu Gottes Lob, Ehr und Preis goss mich Bartolome Wengle Minchen mit Fleiß MDCXIX (1619)“
Die „Mittagsglocke“ zusätzlich zur obigen Inschrift mit der Jahreszahl 1621 war ein Rellief des hl. Andreas.
Die „Wandlungsglocke“ mit der Aufschrift: „Bartolome Wengle Minchen goss mich 1619.“
Die „Kindsleichglocke“ Aufschrift: „Bartolome Wengle goss mich 1618.“
Die Herrnglocke“ (Provisurglocke bei Versehgängen) Aufschrift: „Bartolome Wengle Minchen goss mitch 1619.“
Turm mit Zwiebelkuppel und doppeltem Zifferblatt
Diese Glocken waren im unvollendeten Turm (Glockenstube) eigehängt. Der Notturm trug als Zwischen- und Notlösung ein Satteldach.
1630/31 wurde vom „zwischenzeitlichen“ Turm das Satteldach entfernt und der achtseitige Bau (Oktagon) mit der außerordentlich harmonisch wirkenden Zwiebelkuppel aufgesetzt. Im Achteck brachte man ein neues Ziffernblatt der Turmuhr an, das bisherige Ziffernblatt am Viereck des früheren Turms ließ die Bauleitung bestehen. So erklärt es sich, dass man am Pfarrkirchturm zwei Ziffernblätter übereinander erblickt.
Ein Jahr nach der glücklichen Vollendung des Kirchenbaus fielen die Schweden ein. Bei der fast vollständigen Einäscherung des Marktes nahm der Kirchenbau zum Glück nur geringen Schaden. Dadurch blieb die Bausubstanz bis in die heutige Zeit fast unverändert erhalten.
1697 erbaute der Maurermeister Benedikt Schafstetter aus Wolfratshausen die südliche Vorhalle auf der Humplbräuseite.
1724 erweiterte er mit Urban Graz, einem Stuckator aus Kempfenhausen die Orgelempore.
Aufgrund des Blitzeinschlags in den Pulverturm des ehemaligen Wolfratshauser Schlosses und dessen Folgen mussten 1734 die Turmkuppel und sämtliche Kirchenfenster erneuert werden.
1837 wurden zu beiden Seiten des Chores Oratoriumsemporen eingebaut.
1906 erhielt der bis dahin spärlich verzierte Kirchenraum eine reichhaltige Barockstuckierung
1981/82 wurde bei den letzten Umbauten die Sakristei abgerissen und neu erbaut. Weiter wurde der südliche Kircheneingang um ein Joch zurück versetzt, um im Kircheninneren geschlossene Sitzreihen zu erhalten.
Ansicht Wolfratshausen von Nordosten - Aquarell von Ludwig Neureuther um 1820/30
Baubeschreibung
Für den heutigen dreischiffigen Hallenraum aus den Jahren 1620/21 hat man bei seiner Planung auf das frühere spätgotische Formengut zurückgegriffen. Das für die Wolfratshauser Kirche charakteristische triumphbogenartige Tonnengewölbe zwischen Langhaus und Chor darf als Neuerung angesehen werden. Auf die Mittelschiffbreite reduziert bildet es die schmalste Seite im Kirchenraum. Mit diesem architektonischen Kunstgriff konnte in dem engen Marktgefüge eine Kirchenerweiterung erreicht und das alte Turmuntergeschoß in den Neubau miteinbezogen werden. Dabei war auf der gegenüberliegenden Nordseite Raum für die alte Sakristei entstanden. Die halbkreisförmige Tonne dieses Gewölbes wird in ihrer Breite vom Langhausschiff übernommen. Die querliegenden, über vier Joche miteinander verschliffenen Seitenschiffgewölbe stoßen mit ihren Stichkappen in die Mittelschifftonne vor. Der eingezogene Chor ist breiter und höher als das Mittelschiff. Sein Abschluss ist dreiseitig gebrochen. Auf kleinen Gesimskonsolen ruht das Gewölbe wie auch im Langhaus. Eine regelmäßige Durchfensterung lässt im Innern einen lichterfüllten Hallenraum entstehen, der von der Weiträumigkeit des zum Chor durchstoßenden Mittelschiffs beherrscht wird.
St. Andreas Innenansicht - Osten
St. Andreas Innenansicht Süden
Äußeres und Raumdekoration
Am Fuße des Loisachhanges eingebettet zwischen den alten Bürgerhäusern des Obermarktes steht die Wolfratshauser Pfarrkirche St. Andreas. Der schlanke dreiseitig gebrochene Chor und der an der Südseite aufstrebende Turm beherrschen den kleinen Vorplatz. So wird auch nach außen der Charakter eines Hallenbaus deutlich. Ein überlebensgroßes Kruzifix mit Maria unter dem Kreuz hing an der Südseite des Langhauses. Es dürfte Ende des 18. Jahrhunderts in den Werkstätten Philips Rämpels entstanden sein. Heute ist nur noch das Kreuz zu sehen.
Vorplatz
Kreuz 18. Jahrhundert
Sonnenuhr
Stuckornamente zieren und gliedern den Großteil des Kirchenraumes. Stammen Feldereinteilung und deren Rahmenleisten wie auch einige Routen und Kartuschen aus den Jahren nach1621, hat fast alle Felderfüllungen, Wandverzierungen und Fenstrerrahmungen 1906 Karl Schier aus München stuckiert. Die Gesamtkonzeption des Ornamentschmuckes hatte nach Vorbildern aus Nantwein Joseph Elsner, Architekt aus München, entworfen. Die beiden Innschriften in der Tonne des Choreinganges sind noch vom alten Bestand. Ihre Worte: „UNUS ET TRINUS" und „DEUS ET HOMO“ weisen wohl auf das Geheimnis der Dreifaltigkeit und die Menschwerdung Jesus hin. Am Ende des Chorgewölbes steht das Jesusmonogram "IHS".
Stuckornamente im Langhaus
Stuckornamente
Stuckornament Seitenschiff
Im Choreingang: "UNUS ET TRINUS"
Im Choreingang: "DEUS ET HOMO"
Am Ende des Chorgewölbes: "IHS"
Ausstattung
Wolfratshausen kann auf beachtliche kunsthandwerkliche Werkstätten des 17. Jahrhunderts zurück blicken. Ihre Kirchenaustattungen sind auch heute noch in weitem Umkreis zu finden. Dies Künstler wollten natürlich für ihre Pfarrkirche eine besonders reiche und repräsentative Ausstattung schaffen. Der heute noch erhaltene Hochaltar zeigt dies im besonderen. Es gab auch damals schon großzügige Spender. Nach einer Spende über 1000 Gulden von der Gerichtsschreiberwitwe Catharina Hörmann konnte der Altar 1659 in Auftrag gegeben werden. Kistler Lucas Herle, der Maler Adam Griesman, beide aus Wolfratshausen, der Bildhauer Caspar Niederreiter aus Dietramszell, der seine Ausbildung in Wolfratshausen erhalten hatte, machten sich ans Werk. Entwurf und Planung lagen wohl in den Händen von Lucas Herle. Am 10. Oktober 1661 war das Werk vollendet.
Aus Vorlagen Münchner Werkstätten des frühen 17. Jahrhunderts dürfte sich Herle manche Anregungen für die Gestaltung der einzelnen Komponenten geholt haben. Da Hehles Frau aus der Wasserburger Gegend stammte, ist wohl auch zu erklären, dass Herle den streng architektonisch gegliederten triumphbogenartige Portalbau des Altars dem Hochaltar der St. Jakobskirche in Wasserburg nachempfunden hat, den die Gebrüder Zürn gefertigt hatten. Wenn auch Anregungen von außen kamen, so war den Wolfratshausen Künstlern mit dem Hochalter der Pfarrkirche St. Andreas ein großes eigenständiges Kunstwerk gelungen.
So zeigt der Altar ein einheitliches Gesamtkunstwerk ländlich frühbarocker Schaffenskraft. Angefangen mit den Monumentalfiguren von Niederreiter, der hl. Katharina von Alexandria (l), dem hl. Petrus (r) und der Marienkrönung im Auszug, wie Adam Griesman mit dem Altarblatt, welches die Marter des hl. Andreas in einer Umgebung türkisch-orientalischer Gestalten zeigt.
Frühbarocker Altar
Altarbild: Marter des hl. Andreas
Weitere Bilder in der Galerie
Doppelstöckige Empore
Im Westen beschließt eine doppelstöckige Empore den Kirchenraum. Auf vier Pfeilerarkaden ruht die untere Empore. Acht Bilder aus dem Marienleben schmücken die Brüstung der unteren Empore. Sie stammen aus der Zeit von 1680-1686 und wurden von dem Maler und Bürgermeister Caspar Albrecht aus Wolfratshausen gemalt, einem Schüler Adam Griesmans. Am Stuckrahmen sind die Wappen der Wolfratshausen Zünfte zu sehen, die die Bilder gestiftet haben. Das Martyrium der Apostel und Petrus und Paulus zeigen die Bilder, die in den Seitenschiffen an der oberen Emporenbrüstung zu sehen sind. Galerie->
An der Westwand der Kirche unter der Empore befinden sich vier rotmarmorne Grabplatten alter Wolfratshausen Bürgergeschlechter. Die älteste Grabplatte, Konrad Spiegl, datiert das Jahr 1481. Eine weitere schöne Grabplatte, 1618, gehörte der Familie des „Bierpreus“ Andreas Raab.
Im 17. Jahrhundert ist die Not in Wolfratshausen riesengroß. Nach den langen Kriegsjahren kommt
die Pest, der schwarze Tod, noch hinzu. Rund ein drittel der Bevölkerung lassen ihr Leben in Folge der tödlichen Krankheit. Von der Fürbitte des Heiligen Sebastian erhoffen sich die Menschen Hilfe. Die Wolfratshauser Schützen rufen eine Sebastiani-Bruderschaft ins Leben, widmen dem Heiligen einen großen Wachsstock und geloben, dass dieser an allen Gottesdiensten brennen soll. Dieser Wachsstock stellt ein besonderes Exemplar dar. Er ist rund 10 Kg schwer. Der Docht entspricht der Länge des Marktes, etwa 300 Meter. Das Gebet der Bruderschaft half. Die Pest breitetet sich nicht weiter aus.
Die zwölf fast lebensgroßen Aposteln der Kirche sind alle zwischen1680 und 1690 entstanden. Sie stammen von verschiedenen Meistern. Die Figuren der Aposteln Petrus und Paulus werden Caspar Niederreiter aus Dietramszell zugeschrieben und die der Aposteln des hl. Matthäus und des hl. Jakobus dem Bildhauer Georg Wunderlich aus Wolfratshausen. Die übrigen Aposteln führt man auf den Tölzer Bildhauer Johann Kirner zurück. Seine Figuren zeigen nicht das qualitativ gute Niveau der anderen Aposteln.
Zu erwähnen sind auch die Zunfstangen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die an Festtagen in der Pfarrkirche aufgestellt werden.
Im Laufe der Zeit kam es immer mal wieder zu Veränderungen:
1701 wurde die Orgel durch den Münchner Meister Adam Fundensin erneuert.
1797 wurden die Kirchenstühle im Langhaus erneuert.
In der Barockzeit wurde hinter dem Retabel eine Kulissenaltar errichtet.
1814-1824 ist die erste Gesamtrenovierung der Kirche überliefert. So wurde die Schwaz-Goldfassung aller Altäre in weiß-gold erneuert.
1824 erhielt die Kanzel am ersten linken Pfeiler im Langhaus vor dem Chor ihr heutiges Erscheinungsbild. Sie ist ein Werk aus dem späten 17. Jahrhunderts und erfuhr mehrfache Umgestaltungen. So schmückte sie der Bildhauer Anton Krinner mit etlichen ornamentalen Verzierungen. Sie wurde nun mit „vieler schöner Schneidearbeit behengt“. Weiter fertigten Zimmerermeister Johann Sutner und der Bildhauer Bernhard Rampe eine nunmehr gewundene Stiege. Gegenüber der Kanzel hängt ein Kruzifix aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, das von großer Qualität zeugt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die darunter stehende Madonna hinzugefügt.
1819 wurde der heutige Tabernakel eingebaut. Seine Stilmerkmale reichen von Frühbarock bis hin zum Klassizismus. Er wurde von dem Bildhauer Joseph Bernhard Rampel gefertigt, einem Sohn des ehemals in Wolfratshausen ansässigen Bildhauers Philipp Rampel. Die Schreinerarbeiten führte der Wolfratshausen Kastler Anton Münzer aus.
zur Galerie: Kanzel, Kruzifix, Madonna, Tabernakel
Marienaltar 1837/1901
1837 erhalten beiden Seitenaltäre, deren architektonischer Kern aus dem 17.Jahrhundert stammen dürfte, neue Altarbilder. Sie stammen von Johan Baptist Müller, einem Schüler von Heinrich Heß aus München. Das linke Altarbild zeigt die thronende Mutter Gottes über einer Ansicht des alten Marktes von Wolfratshausen schwebend. Auf dem rechten Altarbild pflegt Irene den gemarterten Sebastian, die ihn soeben gefunden hat.
Sebastianaltar 1837/1901
1859 malte L. Klass den Kreuzweg. Er stammt aus der Filialkirche in Dorfen.
Seitenaltarbild im Chor in Fresko 1865
1865 malte für die zwei Altäre an den Seitenwänden des breiten Chorbogens Alois Dirnberger aus Miesbach deren Altarbilder in Fresko auf die Wand; links die Darstellungen vom Tod der hl.Katharina und rechts die Darstellung der Dreifaltigkeit. Nach der Beseitigung der Altartische Anfang des letzten Jahrhunderts dienten sie nur noch als Wandschmuck.
Seitenaltarbild im Chor in Fresko 1865
1865/66 erfolgte eine weitere Restaurierung durch den Architekten Guggenberger von der Mayer’sche Kunstanstalt in München. Die seitlichen Altargiebel mitsamt den Engeln wurden an allen Altären entfernt und durch Standfiguren ersetzt.
1897 erfolgte eine Rebarockisierung des Hochaltars. Der Münchener Architekt Riesenhuber lies die einst entfernten Altarteile erneuern.
1901 erhalten die beiden Seitenaltäre ihr heutiges reich geschmücktes Erscheinungsbild unter Leitung des Architekten Joseph Elsner aus München. Die Giebelkompositionen wurde vollkommen erneuert, die glatten Säulen erhielten eine gewundene Form. Weiter wurden zusätzliche Altarverzierungen angebracht. Die Auszüge bekamen kleine Bilder. Am linken Seitenaltar ist der hl. Joseph und am rechten der hl. Nikolaus dargestellt, der Patron der Schiffer und Flößer.
1955/56 wurde bei einer weiteren Altarsanierung ihm die ursprüngliche Schwaz-Goldfassung zurückgegeben. Die ehemaligen Altarbilder and den Seitenwänden des Chores wurden übertüncht.
1981/82 erfolgte bei der Restaurierung der Kirche eine neue liturgische Gestaltung des Chorraumes.
1982 erfolgte wieder die Freilegung der Wandbilder. Sie wurden zusätzlich mit einem Stuckrahmen eingefasst. Um diese stilistische Einheit mit dem Hochaltar zu erhalten, machten die Wolfratshausen damals für die neue prunkvolle Ausgestaltung der Seitenaltäre 7000 Mark locker. Beim rechten Seitenaltar steht nun auf seiner Mensa ein Glasschrein aus dem späten. 18. Jahrhundert. In ihm liegt der mit Metallschmuck gefasste Leib des römischen Märtyrers St. Candidatus aufgebahrt, der 138 gestorben ist.
1984 hat die Firma Ludwig Eisenbarth aus Passau eine neu Orgel eingebaut. Im März 2013 erfolgte eine nachhaltige Restaurierung und Substanzerhaltung.
Eine Renaissance durch Renovierung 2024 - 2026
Die Pfarrkirche St. Andreas in Wolfratshausen, ein architektonisches Juwel, steht vor einer umfassenden Renovierung. Die Geschichte dieses Gotteshauses ist von Zeiten des Wiederaufbaus und der Erneuerung geprägt, und jedes Element der Struktur trägt die Spuren vergangener Epochen.
Bislang lag der Fokus auf den Planungs- und Vorbereitungsarbeiten, einschließlich Voruntersuchungen und umfassender Analyse. Die architektonische Perle, die St. Andreas ist, wird nun eine Phase intensiver Aktivität erleben, um ihre historische Pracht wiederherzustellen.
Aufgrund umfangreicher statischer Mängel an der Dachkonstruktion und dem zunehmenden Verfall der Dachhaut ist eine umfassende Renovierung dringend erforderlich. Die Instandsetzungsmaßnahme erfolgt von außen nach innen und wird mehrere Bauabschnitte
umfassen.
Gemäß der aktuellen Planung des Architekturbüros Spaenle und des Tragwerkplaners (Ing. Büro Gebhard) sollen ab Mitte des Jahres zunächst eine Sicherungsplattform im Innenbereich sowie das Gerüst im Außenbereich– jeweils in Abschnitten - errichtet werden, um die Dachkonstruktion zu sanieren. Die Dachdecker, Spengler und Zimmerer werden anschließend ihre Arbeiten aufnehmen.
Die Fertigstellung der Arbeiten im Außenbereich ist für das Jahr 2026 geplant. Damit
überschneidend beginnt die Innenrenovierung, die den Innenraum wieder in seiner ursprünglichen barocken Pracht erstrahlen lassen wird. Die Farbfassung der Raumschale im Inneren ist stark verschmutzt und renovierungsbedürftig ebenso die historische Ausstattung der Kirche.
Die Kirche soll während der Instandsetzungsmaßnahmen so weit wie möglich in Betrieb gehalten werden.
Finanziell wird die Maßnahme durch den großzügigen Zuschuss des Erzbischöflichen Ordinariats von 90 % ermöglicht. Die verbleibenden 10 % müssen von der Pfarrei selbst aufgebracht werden.
Der Eigenanteil könnte bis zu 750.000 EUR betragen. Wegen einer umsichtigen Finanzplanung der letzten Jahre konnten wir hierzu schon einige Rücklagen bilden, jedoch dürfen wir hiermit um weitere Spenden herzlich bitten. Diese können Sie gerne über unser Konto IBAN DE75 7509 0300 0102 1508 32 BIC: GENODEF1M05 der Pfarrkirchenstiftung St. Andreas oder persönlich im Pfarrbüro abgeben. Eine Spendenquittung stellen wir auf Wunsch gerne aus.
Martin Ehegartner, Kirchenpfleger Andreas Gams, Verwaltungsleiter
im Februar 2024
Literatur- und Bildquellen
Literatur:
Kunstführer Nr 548: Kirchen und Kapellen der Pfarrei Wolfratshausen Auflage 1984, Verlag Schnell & Steiner München, Zürich
Ulrich Wimmer, Chronik, Eigenverlag
Heimatbuch Wolfratshausen, Herausgeber Stadt Wolfratshausen 2002
Der Landkreis Wolfratshausen in Geschichte und Gegenwart, Heimatbuchverlag H. Aigner München 1965
Benno Conatantin Ganter, Die Werkstätten der Wolfratshausen Altarkistler und Bildhauer im 17. Jahrhundert, tuduv Verlagsgesellschaft, 1984 Studien Reihe Kunstgeschichte Band 10
Bildmaterial: Klaus Bendel